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authorLars-Dominik Braun <lars@6xq.net>2019-02-04 13:09:03 +0100
committerLars-Dominik Braun <lars@6xq.net>2019-02-04 13:09:03 +0100
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--- /dev/null
+++ b/doc/user-manual/1.7.3-pd/doc/pd.Handbuch.Teil1
@@ -0,0 +1,924 @@
+ EUMEL-Benutzerhandbuch
+
+ TEIL 1: Einführung
+
+Vorwort
+
+Lieber EUMEL-Nutzer!
+
+Ihnen liegt hier das EUMEL-Benutzerhandbuch zur Public-Domain-Version 1.7.3
+vor. Es gliedert sich in mehrere Teile. Der erste Teil des Benutzerhandbuchs
+soll dem zukünftigen Benutzer den "Einstieg" in das EUMEL-System erleichtern.
+Dazu werden die wichtigsten Eigenschaften des EUMEL-Systems vorgestellt.
+Danach zeigen wir eine Beispielsitzung. Anschließend werden einige
+prinzipielle Konzepte des EUMEL-Systems vermittelt. Den Abschluß bildet ein
+kleines EUMEL-Wörterbuch.
+
+Die übrigen Teile des EUMEL-Benutzerhandbuchs dokumentieren jeweils ein oder
+mehrere abgeschlossene Einheiten des Systems. Ein EUMEL-Nutzer braucht so nur
+die ihn interessierenden Teile zu lesen. Ein Programmierer z.B. sollte
+
+ Einführung, Supervisor/Monitor, Editor, ELAN-Compiler und Dateien
+
+durcharbeiten. Für Programmierer, die noch keine Erfahrung mit ELAN besitzen,
+ist der Teil "Erste Hilfe" gedacht. Weiterhin werden die Teile über Dateien
+und Standardpakete oft benötigt. Ein Nutzer, der vorwiegend an der Textbe-
+und verarbeitung interessiert ist, braucht dagegen nur
+
+ Einführung, Supervisor/Monitor, Dateien, Editor und Textkosmetik.
+
+Der OPERATOR/Spooler-Teil ist nur für diejenigen Programmierer gedacht, die
+ein EUMEL-System betreuen. Weitere Informationen finden System-Programmierer
+im System-Handbuch bzw. in der Veröffentlichung des Quellcodes.
+
+
+1. Eigenschaften des EUMEL-Betriebssystems
+
+Das EUMEL-Betriebssystem (Extendable multi User Microprocessor ELANsystem)
+ist ein Betriebssystem, das z.Z. für den Einsatz auf Mikroprozessoren vorge-
+sehen ist. Es weist u.a. folgende Eigenschaften auf:
+
+- Das EUMEL-System ist ein "Time sharing"-Betriebssystem, d.h. mehrere Be-
+ nutzer können gleichzeitig an einem Rechensystem arbeiten (z.B. Programme
+ übersetzen, bearbetten (rechnen) oder erstellen (edieren)). Dabei wird die
+ verfügbare Rechen- und Speicherkapazität zwischen den Benutzer-Prozessen
+ dynamisch aufgeteilt.
+
+- Jeder Benutzer richtet (mindestens) eine Task ein, in der er sich Programme
+ und/oder Dateien halten kann, auf die andere Nutzer nicht zugreifen können.
+ Tasks können von einem Terminal "abgekoppelt" und trotzdem - sofern aus-
+ reichend freie Rechnerkapazität zur Verfügung steht - als Batch-Auftrag im
+ Hintergrund weiter bearbeitet werden.
+
+- Das EUMEL-Betriebssystem ist so konzipiert, daß der Sicherheit des Systems
+ besondere Beachtung geschenkt wurde. Zu diesem Zweck werden in bestimmten
+ zeitlichen Abständen sogenannte Restart-Punkte auf dem externen Speicher-
+ medium gesichert. In diesen Sicherungen wird der augenblickliche System-
+ Zustand konserviert, so daß bei Netzausfall oder eventuellen System-Zu-
+ sammenbrüchen der Betrieb übergangslos wieder aufgenommen werden kann, mit
+ der Ausnahme des Verlustes der Daten, die nach dem letzten Restart-Punkt
+ aufliefen.
+
+- "Tasks" und/oder Dateien können vor dem unbefugten Zugriff durch "Pass-
+ words" geschützt werden. Ein weitergehender Schutz wird durch die Möglich-
+ keit von Password-Algorithmen vom EUMEL-System angeboten, so daß den Be-
+ langen des Datenschutzes Rechnung getragen werden kann.
+
+- Das EUMEL-Betriebssystem ist leicht erweiterbar. Da der Kern des Betriebs-
+ systems in ELAN geschrieben ist, können Anwender selbst leicht Erweiterun-
+ gen bzw. lokale Modifikationen in das System ein- bzw. anfügen. Dabei kön-
+ nen bestimmte Erweiterungen nur bestimmten Benutzern oder Benutzergruppen
+ zur Verfügung gestellt werden. Da die Programmiersprache ELAN selbst er-
+ weiterbar ist, ist es möglich, verschiedenen Anwendern oder -gruppen unter-
+ schiedliche Erweiterungen der Sprache anzubieten.
+
+- In dem EUMEL-Betriebssystem ist eine implizite Dateihierarchie realisiert.
+ Dies wird erreicht, indem den Tasks Dateien zugeordnet werden. Man kann
+ Dateien im Taskbaum von "Vater-Tasks" holen oder zu ihnen schicken. Lokale
+ Dateien werden mit dem Beenden einer Task automatisch gelöscht, während
+ Dateien, die längerfristig gehalten werden sollen, bei längerlebenden Tasks
+ gehalten werden müssen.
+
+- Die Kommandosprache ("job control language") des EUMEL-Systems entspricht
+ der ELAN-Syntax (Prozeduraufrufe). Das befreit den Anwender von der
+ Schwierigkeit, zwei verschiedenartige Sprachen zu erlernen. Darüber hinaus
+ können eine oder mehrere Anweisungen der Kommandosprache in ELAN-Programmen
+ enthalten sein. Z.B. ist es möglich, Kommandos vom Editor ausführen zu
+ lassen oder den Editor von einem Programm aus aufzurufen.
+
+- Die Dienstprogramme des EUMEL-Systems, wie z.B. der EUMEL-Editor, sind
+ geräteunabhängig und meist erweiterbar konzipiert. Zudem sind sie auch in
+ ELAN formuliert, so daß Änderungen und Korrekturen leicht vorgenommen
+ werden können.
+
+- Das EUMEL-System verwaltet seinen Hauptspeicher nach dem "demand-paging"-
+ Prinzip. Daten und/oder Programme werden daher in Seiten von 512 Bytes
+ aufgeteilt. Nur diejenigen Seiten, die zu einem Zeitpunkt wirklich benötigt
+ werden, befinden sich im Speicher. Dadurch kann sich das EUMEL-System auf
+ wechselnde Speicherplatz-Anforderungen optimal einstellen.
+
+- Für alle Programme wird reentranter Code erzeugt. Somit können mehrere
+ Benutzer Code gleichzeitig benutzen ("sharable code"), wobei der Code nur
+ einmal vorhanden sein muß. Dies ist insbesondere für Dienstprogramme wie
+ z.B. Compiler, Editor usw. wichtig.
+
+- Dateien können ebenfalls (wie Programme) von mehreren Benutzern gemeinsam
+ verwendet werden, ohne daß mehrere Kopien davon hergestellt werden müssen
+ Das System sorgt mit seinen Paging-Fähigkeiten automatisch für das "sharen"
+ von Dateien. Erfolgt jedoch ein Schreibzugriff, so wird nur für den
+ schreibenden Benutzer eine Kopie angelegt.
+
+- Das EUMEL-System bietet gute Textbe- und -verarbeitungsmöglichkeiten.
+ Grundlage dafür ist der bildschirmorientierte Editor (eine Entwicklung der
+ GMD). Der Editor erlaubt auch ein "multi window editing" und die Ausführung
+ von beliebigen Kommandos. Zusätzlich gibt es eine Reihe von Programmen zur
+ "Textkosmetik", die es erlauben, Texte zeilen- und seitenweise zu forma-
+ tieren. Dabei ist es möglich, unterschiedliche Schriftarten zu verwenden.
+
+
+2. Eine kleine Beispielsitzung mit EUMEL
+
+Zum ersten Kennenlernen wird hier ein Beispiel einer EUMEL-Sitzung darge-
+stellt. Diese Vorlage kann man am Rechner "nachspielen". Da die Reaktion des
+Systems hier auf dem Papier nur unvollkommen wiedergegeben werden kann, ist
+diese Beispielsitzung durch "trockenes" Lesen (ohne Rechner) sicherlich etwas
+schwieriger zu verstehen als durch Nachspielen.
+
+Alle Ausgaben des EUMEL werden mit
+
+---->
+
+gekennzeichnet, alle Benutzereingaben haben
+
+<----
+
+als Kennzeichen. Spezielle Tasten werden groß geschrieben, z.B.
+
+ RETURN
+
+als Bezeichnung für die RETURN-Taste.
+
+
+Anfang
+
+Im Multi-User-System können gleichzeitig mehrere Benutzer aktiv sein. Dabei
+braucht jeder ein eigenes "Zimmer" im "EUMEL-Haus", in dem er arbeiten kann,
+ohne andere zu stören. Diese "Zimmer" heißen hier "Tasks" und haben Namen.
+Zu Beginn muß der Benutzer sich an seinem Bildschirm eine Task erzeugen. Dazu
+muß er das Betriebssystem aktivieren:
+
+<---- SV
+
+EUMEL meldet sich: EUMEL Version 1.7.3/M
+
+----> gib supervisor kommando:
+
+Dann muß der Benutzer sich einen Tasknamen ausdenken (z.B. "ottokar") und
+ein Kommando zum Einrichten einer neuen Task geben:
+
+<---- begin ("ottokar") RETURN
+
+Daraufhin wird eine neue Task erzeugt, sie meldet sich:
+
+----> gib kommando:
+
+Jetzt kann die eigentliche Sitzung beginnen.
+
+
+Programm erstellen
+
+Wir schreiben ein kleines Programm zur Primzahlberechnung:
+
+<---- edit ("prim") RETURN
+
+----> neue datei einrichten (j/n) ?
+
+<---- j
+
+Es soll eine neue Datei mit dem Namen 'prim' eingerichtet werden, daher ant-
+worten wir mit 'j'. Die Datei ist zu Anfang leer. Der Editor zeigt nur die
+Überschrift, der restliche Bildschirm ist leer. Wir können jetzt unser Pro-
+gramm eingeben:
+
+ INT VAR zahl := 3 ;
+ WHILE zahl <= 1000 REP
+ drucke falls primzahl ;
+ zahl INCR 2
+ PER .
+
+ drucke falls primzahl :
+ INT VAR teiler := 3 ;
+ WHILE teiler * teiler <= zahl REP
+ IF teiler gefunden
+ THEN LEAVE drucke falls primzahl
+ FI ;
+ teiler INCR 2
+ PER ;
+ put (zahl) ;
+ line .
+
+ teiler gefunden :
+ zahl MOD teiler = 0 .
+
+Bei der Eingabe des Programms können wir auch die Funktionstasten benutzen.
+Die genauen Funktionen sind in den folgenden Teilen des Benutzerhandbuchs
+erklärt. Für den Anfang gilt aber: Probieren geht über Studieren!
+
+Wir verlassen den Editor:
+
+<---- ESC q
+
+----> gib kommando:
+
+
+Programm übersetzen und ausführen
+
+<---- run RETURN
+
+----> ("prim")
+
+Der Dateiname ('prim') wird automatisch ergänzt und das Programm wird vom
+ELAN-Compiler übersetzt. Dabei erscheinen die Nummern der gerade übersetzten
+Zeilen in der linken unteren Bildecke. Wenn keine Fehler gefunden wurden,
+wird das Programm anschließend ausgeführt. Dann sollten die Primzahlen von
+3 bis 1000 erscheinen.
+
+
+Ein fehlerhaftes Programm korrigieren
+
+Falls der ELAN-Compiler Fehler findet, wird das Programm nicht ausgeführt.
+Das System geht automatisch in den Editor, der jetzt zwei Dateien "parallel"
+auf dem Bildschirm zeigt. Die obere enthält die Fehlermeldungen, die untere
+das ELAN-Programm, so daß Korrekturen leicht möglich sind. Dabei kann man gut
+folgende Editor-Funktionen benutzen (ausprobieren!):
+
+ ESC ESC n RETURN positioniert auf Zeile n
+
+ HOP UNTEN
+ zum Blättern
+ HOP OBEN
+
+ ESC w wechselt zur jeweils anderen Datei (z.B. um in der
+ Fehlermeldungsdatei weiterzublättern)
+
+Nach Verlassen des Editors (ESC q) kann das Programm wieder gestartet werden.
+
+
+Ändern des Programms
+
+<---- edit RETURN
+
+----> ("prim")
+
+Auch hier wird der Dateiname zum Kommando 'edit' automatisch ergänzt. Jetzt
+kann das Programm mit den üblichen Editor-Möglichkeiten verändert werden.
+Vorschläge:
+
+ - Man ändere den Bereich (Vorsicht: maxint ist 32767).
+ - Man teste die Teiler bis zur Zahl selbst hoch.
+ - Man benutze REALs anstelle von INTs.
+ - Man suche Zwillinge.
+
+An Editor-Möglichkeiten könnte man ausprobieren:
+
+ RUBOUT löscht ein Zeichen.
+
+ RUBIN schaltet den Einfügezustand ein. Das nächste RUBIN
+ schaltet ihn wieder ab.
+
+ HOP UNTEN zum Anfang des Bildschirms oder "blättern nach oben".
+
+ HOP OBEN zum Ende des Bildschirms oder "blättern nach unten".
+
+ HOP RUBOUT am Zeilenanfang löscht die ganze Zeile.
+
+ HOP RUBIN schaltet "Zeilen einfügen" ein. Das nächste HOP RUBIN
+ schaltet es wieder aus.
+
+
+Datei löschen
+
+<---- forget RETURN
+
+----> ("prim")
+
+----> löschen (j/n) ?
+
+<---- j
+
+----> gib kommando:
+
+
+Ende einer Sitzung
+
+<---- end RETURN
+
+----> task loeschen (j/n) ?
+
+<---- j
+
+----> EUMEL Version 1.7.3 / M
+
+
+
+3. Einige Eigenschaften des EUMEL-Systems
+
+In diesem Abschnitt werden wir einige Eigenschaften des EUMEL-Systems
+schildern, die zum korrekten Arbeiten mit dem System wichtig sind. Um das
+Verständnis zu erleichtern, verwenden wir für einige System-Eigenschaften
+Modelle, die das Verhalten des Systems an typischen Merkmalen widerspiegeln
+spiegeln sollen, die aber - wie bei allen Modellen - kein exaktes Abbild
+darstellen.
+
+
+Tasks, Supervisor und Monitor
+
+Zuerst versuchen wir zu erklären, wie sich ein Benutzer im EUMEL-System
+anmeldet und den Mechanismus, wie man bestimmte Leistungen vom System
+anfordert (Einige Ideen dieses ersten Abschnittes gehen auf W. Ambros,
+Rhein-Sieg Gymnasium, St. Augustin, zurück).
+
+Stellen wir uns das EUMEL-System als ein riesiges Verwaltungsgebäude vor,
+wie es in unseren Städten in den letzten Jahren überall gebaut wurde. Ein
+Verwaltungsangestellter beginnt frohgemut seinen ersten Arbeitstag. Da das
+Gebäude so riesig ist, kann er sein Zimmer nicht finden. Aber er ist pfiffig:
+er fragt einfach den freundlichen Pförtner, der ihn in sein Zimmer führt.
+
+So ist es im EUMEL-System:
+Wenn man eine Arbeit neu beginnen will, muß man sich beim Supervisor (das ist
+der Pförtner in unserem Modell) anmelden. Dazu muß man erstmal den Supervisor
+"wecken" (wie mit einer Klingel): wir drücken die Supervisor-Taste (im
+folgenden mit SV abgekürzt). Der Supervisor meldet sich dann mit
+
+ gib supervisor kommando :
+
+Nun kann man eine Task anmelden. Das ist ein Zimmer im EUMEL-System, in dem
+man arbeiten kann, ohne von den anderen Benutzern gestört zu werden. Ist die
+Task noch nicht vorhanden, wird sie eingerichtet. Dann leitet uns der Super-
+visor in die angegebene Task.
+
+Der Verwaltungsangestellte ist nun vom Pförtner zu seinem Büro geleitet
+worden. Dort empfängt ihn der Bürovorsteher: "Was möchten Sie arbeiten?"
+Unser Angestellter kann nun (z.B.) sagen, daß er etwas schreiben möchte. Der
+Bürovorsteher führt ihn in einen speziellen Schreibraum, in dem einige
+spezielle Einrichtungen und Geräte für komfortables Schreiben stehen.
+
+So sieht es im EUMEL-System aus:
+Nachdem man eine neue Task eingerichtet hat oder eine bereits vorhandene
+fortsetzen will, gelangt man zum Monitor (das ist unser Bürovorsteher), der
+sich mit
+
+ gib kommando :
+
+meldet. Nun kann man verschiedene Arbeiten verrichten, wie z.B. den Editor
+rufen, um einen Text oder ein Programm zu schreiben:
+
+ edit ("meine datei")
+
+In diesem Schreibzimmer kann unser Angestellter irgendetwas schreiben, z.B.
+ein Programm, einen Liebesbrief, ein Testament oder ganz etwas anderes. Hat
+er eine Frage oder will er eine besondere Leistung, dann kann unser Ange-
+stellter den Bürovorsteher aus dem Schreibzimmer rufen. Hat er seine Schreib-
+arbeit beendet, geht er aus dem Zimmer und trifft dort wiederum auf den auf-
+merksamen Vorsteher. Ihm kann er nun sagen, daß er das Schriftstück (z.B.)
+drucken oder von einem Dolmetscher übersetzen lassen will.
+
+Im EUMEL-System:
+Im Editor schreibt man Texte oder Programme. Während man im Editor ist, kann
+man besondere Leistungen durch Kommandos anfordern, ohne den Editor zu ver-
+lassen, z.B. in einer anderen Datei nachschauen oder einen Teiltext in dem
+geschriebenen Schriftstück suchen. Nachdem die Arbeit beendet ist, verläßt
+man den Editor (ESC q) und gelangt wiederum in den Monitor. Hier kann man
+das Schriftstück drucken oder - im Falle eines Programms - übersetzen lassen:
+
+ print ("meine datei")
+ run ("meine datei")
+
+Hat das Programm einen Fehler, eröffnet uns der Monitor ein Fenster auf die
+Datei und zeigt uns gleichzeitig die Fehlermeldungen, so daß wir bequem
+korrigieren können.
+
+Nachdem unser Angestellter mit seinen Arbeiten fertig ist, kann er dem Vor-
+steher (Monitor) sagen:
+
+ Ich kündige! (will nicht mehr weiterarbeiten) ('end')
+ Bis Morgen! (will später weiterarbeiten) ('break')
+
+Merke: Der Supervisor des EUMEL-Systems regelt die Einrichtung, Zugang und
+ Löschung von Tasks. In einer Task kann ein Benutzer arbeiten, ohne
+ von anderen gestört zu werden. Spezielle Tasks sind für allgemeine
+ Aufgaben vorgesehen, wie z.B. das Drucken und Sichern von Dateien.
+ Durch den Monitor kann man Kommandos innerhalb einer Task geben.
+
+
+Demand Paging
+
+Nun versuchen wir einen zentralen Begriff des EUMEL-Systems zu erklären, das
+"demand paging". Diese Eigenschaft moderner Rechensysteme sorgt dafür, daß
+bei (normalerweise immer) beschränkten Speicherkapazitäten eines Rechners
+Programme bearbeitbar sind, die in ihrer Gesamtgröße nicht in den Speicher
+des Rechners passen würden.
+
+Nehmen wir wieder den Angestellten, der nun in einem Zimmer (Task) auf einem
+Tisch das EUMEL-Benutzerhandbuch durcharbeiten will. Stellen wir uns weiter
+vor, daß er das Benutzerhandbuch nicht rein "sequentiell" lesen will, sondern
+daß er fortwährend "blättern" muß. Eigentlich muß unser Angestellter mehrere
+Seiten des Benutzerhandbuchs gleichzeitig lesen. Deshalb kommt er auf die
+listige Idee, die Seiten, die er dringend benötigt, zu photokopieren und auf
+seinem Tisch nebeneinander auszubreiten, damit er nicht mehr blättern muß.
+Leider ist sein Tisch zu klein, um alle photokopierten Seiten darauf auszu-
+breiten. Durch die Sparbemühungen der Regierung ist es auch aussichtslos,
+sich um einen größeren Tisch zu bemühen. Aber im Titel für Verbrauchsmaterial
+ist genügend Geld vorhanden, so daß Papier für den Photokopierer angeschafft
+werden kann. Außerdem geht das Photokopieren sehr schnell, weil er den Photo-
+kopierer direkt neben seinen Tisch aufbaut. Darum photokopiert er nur die-
+jenigen Seiten, die er gerade benötigt und legt diese auf seinen Tisch.
+Braucht er eine neue Seite aus dem Buch und hat diese auf dem Schreibtisch
+keinen Platz mehr, so muß er eine auf dem Tisch liegende Seite entfernen.
+Geschickt wählt sich unser Angestellter eine Seite aus, von der er annimmt,
+daß er diese nicht so schnell wieder benötigt.
+
+Was macht er nun mit der "alten" Seite? Er könnte die kopierte Seite einfach
+in das Benutzerhandbuch einordnen. Aber dazu müßte er erstmal in dem Benut-
+zerhandbuch suchen, was ihm zuviel Mühe macht. Deshalb wirft er diese Seite
+einfach weg, denn er kann sie ja jederzeit wieder aus dem Handbuch kopieren.
+
+Gerade will er eine Seite wegwerfen, da fällt ihm auf, daß er das "Wegwerf"-
+Verfahren vielleicht nicht immer anwenden sollte. Seine Notizen, die er sich
+auf einigen Seiten gemacht hat, würden ja mit weggeworfen und damit ver-
+nichtet. Deshalb wirft er Seiten mit Notizen nicht weg, sondern tauscht diese
+Seiten mit den ursprünglichen Seiten im Benutzerhandbuch aus.
+
+Fassen wir zusammen:
+Jemand arbeitet ein Buch "durch". Er kopiert sich diejenigen Seiten, die er
+jeweils benötigt. Da sein Tisch zu klein ist, um alle Seiten gleichzeitig
+auszulegen, kann er immer nur einen Ausschnitt aus dem Buch bearbeiten, was
+aber ausreicht. Braucht er eine neue Seite, so muß er eine auf dem Tisch
+liegende Seite "verdrängen". Hat er diese Seite nicht verändert, also mit
+Notizen versehen, so kann er sie einfach wegwerfen. "Veränderte" Seiten
+ersetzt er im Buch und bewahrt sie somit auf.
+
+Ähnliches erfolgt auch im EUMEL-System:
+Der Zentralspeicher (der Tisch in unserem Modell) des Rechners ist meist ge-
+genüber dem Massenspeicher, der im EUMEL-System auch als "Hintergrund" be-
+zeichnet wird (Floppy oder Magnetplatte; in unserem Modell das Buch) zu
+klein, als daß alle Informationen gleichzeitig hineinpassen würden. Darum
+werden alle Informationen in sogenannte Seiten ("pages") unterteilt, die
+jeweils 512 Byte (ein Byte entspricht einem Zeichen) groß sind. Wird eine
+Information benötigt, so wird die betreffende Seite in den Speicher geholt
+(daher auch der Begriff "demand paging", etwa: Seitenaustausch auf An-
+forderung). Das geht so lange gut bis der gesamte Platz im Zentralspeicher
+des Rechners belegt ist. Soll nun eine neue Seite vom Massenspeicher geholt
+werden, weil die darin enthaltenen Informationen gebraucht werden, muß eine
+Seite im Zentralspeicher ersetzt werden (Fachwort: die Seite muß "verdrängt"
+werden). Sie kann überschrieben werden (in unserem Modell wurde sie "wegge-
+worfen"), wenn keine Veränderungen vorgenommen wurden, d.h. keine Schreibzu-
+griffe, sondern nur Lesezugriffe auf die Seite erfolgten. Wurde die Seite
+verändert, so muß sie auf den Hintergrund zurückkopiert werden und dort die
+ursprüngliche Seite ersetzen.
+
+
+Merke: Die Vorteile eines "demand paging" Systems sind nun offensichtlich:
+ Es ist möglich, bei weitem größere Informationsmengen (Daten und/oder
+ Programme) zu bearbeiten als diejenige, die eigentlich in den vor-
+ handenen Speicher passen würde, weil tatsächlich immer nur ein Aus-
+ schnitt der gesamten Informationsmenge zu einem Zeitpunkt bearbeitet
+ werden muß. Bei traditionellen Systemen ist dagegen die maximale Größe
+ von Programmen und Daten durch die physikalische Größe des Zentral-
+ speichers beschränkt.
+
+
+Sharing
+
+Sharing bezeichnet die gemeinsame Nutzung von Seiten ("pages") durch mehr
+als einen Benutzer.
+
+Zurück zu unserem Angestellten: Dieser ist inzwischen fleißiger geworden und
+hat das gleiche Verfahren auf mehrere Bücher ausgedehnt, d.h. er kopiert sich
+diejenigen Seiten aus den Büchern, die er gerade benötigt. Bei der Ver-
+drängung einer Seite behält er sein altes (nicht sehr umweltfreundliches)
+Verfahren bei: nur die veränderten Seiten ersetzen die Original-Seiten in den
+Büchern (werden zurückgelegt), die anderen (nicht veränderten) weggeworfen.
+
+Aber auch andere Angestellte seines Büros haben ihn beobachtet, beneiden ihn
+um seine "geschickte" Arbeitstechnik und wollen mitarbeiten. Leider steht
+ihnen gemeinsam nur der eine Tisch zur Verfügung, der zudem in der Zwischen-
+zeit auch nicht größer geworden ist, weil die Sparmaßnahmen der Regierung
+noch immer anhalten. Darum müssen sie sich nun den einzigen Tisch teilen, auf
+dem sie ihre kopierten Seiten auslegen können.
+
+Im Laufe der Arbeit ergibt es sich, daß sie unterschiedliche Seiten der
+Bücher durcharbeiten müssen, weil sie verschieden schnell arbeiten, aber auch
+andere Arbeitsgebiete haben.
+
+Durch die unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeit ergibt es sich, daß ein
+Angestellter z.B. zu einem Zeitpunkt sich intensiv nur mit einer Seite be-
+schäftigt, ein anderer aber mehrere Seiten quasi gleichzeitig braucht. Aber
+oft brauchen mehrere Angestellte mehrere Seiten, so daß der verfügbare Platz
+auf dem Tisch bald etwas zu eng wird. Natürlich "funktioniert" unser Ver-
+fahren immer noch, aber es ist doch etwas langsam geworden, weil unsere
+Angestellten mehr mit dem Austausch von Seiten beschäftigt sind, als daß sie
+noch zu dem Verarbeiten der gelesenen Informationen kommen. Sie überlegen
+also, wie das Verfahren zu verbessern ist und kommen auf folgenden Trick:
+kopierte Seiten, die zwei oder mehr Angestellte zur gleichen Zeit bearbeiten
+wollen, brauchen nur einmal auf dem Tisch zu liegen (schließlich sind unsere
+Angestellten gewöhnt, in Gruppen zu arbeiten). Diese Rationalisierungs-Idee
+ist ja offensichtlich, denn schließlich benutzen die Angestellten die Bücher
+auch gemeinsam. Aber Vorsicht: wenn einer der Angestellten, die gemeinsam
+eine Seite bearbeiten, sich etwas auf dieser Seite notieren will, darf nicht
+die gemeinsam auf dem Tisch liegende Seite verwendet werden. In diesem Fall
+ist es notwendig, vorher eine erneute Kopie zu machen, weil andere Ange-
+stellte seine Notizen nicht unbedingt mitlesen sollen, also die unveränderte
+Seite brauchen.
+
+Und das findet im Rechner statt:
+Das "demand paging" Verfahren funktioniert natürlich nicht nur mit einer
+Datei und einem Programm, sondern auch mit mehreren Dateien und Programmen,
+von denen nur diejenigen Seiten in den Zentralspeicher geholt werden, die zu
+einem Zeitpunkt in den Rechner passen. Aber erst mit mehreren Benutzern des
+EUMEL-Systems entfaltet das "demand paging" Verfahren seine volle Mächtig-
+keit, denn alle Benutzer können Programme und/oder Dateien verarbeiten, die
+in der Gesamtheit nicht in den Speicher passen würden. Dabei wird eine Eigen-
+schaft des EUMEL-Systems gut genutzt: Alle Programme des EUMEL-Systems (und
+übrigens alle Programme, die der ELAN-Compiler übersetzt hat) sind reentrant,
+d.h. können von mehreren Benutzern gleichzeitig gelesen werden, aber brauchen
+nur einmal im Zentralspeicher vorhanden zu sein. Zwei oder mehr Benutzer
+können also eine oder mehrere Seiten gemeinsam verwenden (Fachausdruck:
+"sharen"), sowohl im Zentralspeicher wie auch im Massenspeicher ("Hinter-
+grund"). Dies gilt nicht nur für Programme, sondern auch für Daten. Erst
+wenn ein Benutzer eine Veränderung vornimmt, also schreibend auf die Seite
+zugreift, wird diese Seite (nur für diesen Benutzer!) kopiert (EUMEL-Fachaus-
+druck: "copy on write"). Alle anderen Benutzer arbeiten mit der unveränderten
+Seite weiter. Der große Vorteil dieses Verfahrens: eine redundante
+Speicherung von Daten und Programmen wird vermieden.
+
+Es passiert nun oft, daß ein Benutzer zu einem Zeitpunkt relativ wenig Seiten
+benötigt: sei es, daß er Daten mit Hilfe des Editors eingibt oder nachdenkt,
+sei es, daß ein Programm wenig Daten verwendet und selbst sehr kurz ist. Mit
+anderen Worten: die Anzahl der benötigten Seiten zu einem Zeitpunkt (Fachaus-
+druck: "working set") für diesen Benutzer ist klein. Dann ist es möglich, daß
+andere Benutzer zu diesem Zeitpunkt mehr Seiten im Zentralspeicher des Rech-
+ners haben. Deren "working set" ist also groß.
+
+Merke: Damit wird ein weiterer Vorteil des "demand paging" Verfahrens klar:
+ Ein "demand paging" System stellt sich automatisch und dynamisch auf
+ die Anforderungen von Benutzern ein, indem denjenigen Benutzern mehr
+ Speicher zugeteilt wird, die mehr benötigen und umgekehrt. Aber auch
+ ein Nachteil wird sichtbar: Benötigen alle Benutzer des Systems viel
+ Zentralspeicher, dann kann es zu folgender Situation kommen: Benutzer
+ A benötigt eine neue Seite. Das System verdrängt für diesen Zweck eine
+ Seite, die Benutzer B gehört. Nachdem Benutzer B an die Reihe kommt,
+ benötigt er diese Seite wieder. Das System verdrängt eine Seite des
+ Benutzers A u.s.f.. Eine solche Situation, in der "pages" ständig in
+ den Speicher kopiert und aus dem Speicher bei einer Seitenverdrängung
+ auf den Hintergrund geschrieben werden muß (und somit kaum gerechnet
+ wird), wird als "thrashing" bezeichnet. "thrashing" oder mit anderen
+ Worten: sehr geringer Verbrauch an Rechenzeit bei gleichzeitig er-
+ höhtem "paging"-Aufwand ist ein Anzeichen für zu hohe Anforderungen
+ an das System (Ausweg: Erweiterung des Hauptspeichers oder Be-
+ schleunigung des Hintergrundmediums (Platte statt Floppy) oder
+ Reduktion der Anforderungen).
+
+
+Datenräume
+
+Datenräume sind die Grundlage für Dateien im EUMEL-System.
+
+Zurück zu unseren Angestellten:
+Nachdem die Verbesserung vorgenommen wurde, daß sich zwei oder mehr Ange-
+stellte eine Seite auf dem Tisch "teilen", tritt sofort ein neues Problem
+auf. Es kann nun nämlich passieren, daß zwei Angestellte eine Original-Seite
+verändern und beide in dem gleichen Buch ersetzt werden müssen. Es befinden
+sich somit noch mindestens zwei andere mit Notizen versehene Seiten mit
+gleicher Seitennummer in einem Buch. Zu allem Unglück wurde die Original-
+Seite ersetzt, so daß andere Angestellte nur die mit Notizen versehene Seiten
+erhalten können. Was ist zu tun? Das Verfahren sollte doch beibehalten
+werden, denn schließlich ist eine totale Abkehr von Arbeitsvorgängen für
+Verwaltungsangestellte nicht denkbar.
+
+Als erste Idee kommt ihnen in den Sinn, einfach alle Bücher für alle Ange-
+stellten zu photokopieren. Dann kann es ja nicht zu einer solchen Kollision
+kommen, daß zwei oder mehr Angestellte eine Seite in einem Buch ersetzen
+wollen, weil jeder Angestellte seine eigene Kopie besitzt. Um die ver-
+schiedenen Kopien eines Buches auseinander zu halten, wird von den Ange-
+stellten verlangt, ihre Buch-Kopie mit einem sinnvollen Namen zu versehen.
+Dies Verfahren funktioniert auch eine Weile, bis ein strebsamer Angestellter
+einen Verbesserungsvorschlag macht, der prompt mit DM 5,- honoriert wird:
+wie bereits mit den Seiten auf dem Tisch geschehen, ist es ja nicht not-
+wendig, die Bücher zu photokopieren, sondern nur die mit Notizen versehenen
+in einen Ordner, der entsprechend einer Buch-Kopie angelegt wird, einzu-
+ordnen. Alle anderen, nicht veränderten Seiten können noch immer gemeinsam
+benutzt werden.
+
+Und so funktioniert es nun:
+Bei Arbeitsbeginn finden die Angestellten einen Buchbestand vor. Um mit einem
+Buch arbeiten zu können, muß ein Angestellter einen Ordner für dieses Buch
+anlegen, in den die ggf. veränderten Seiten eingeordnet werden. Zu diesem
+Zweck muß jeder Ordner einen sinnvollen Namen erhalten, damit die Angestell-
+ten ihre Ordner auch wiederfinden. Am Anfang müssen die Angestellten Seiten
+der Original-Bücher kopieren. Wird eine solche Seite mit Notizen versehen,
+also verändert, muß sie bei einer Verdrängung in den entsprechenden Ordner
+eingefügt werden. Muß ein Angestellter eine neue Seite kopieren, so schaut
+er erst in seinem Ordner nach, ob sich die entsprechende Seite dort befindet.
+Damit wird garantiert, daß jeder Angestellte auch immer seine, mit Notizen
+versehene Seiten erhält. Befindet sich eine gesuchte Seite nicht in dem
+Ordner (am Arbeitsbeginn ist ein Ordner natürlich immer leer), so kopiert er
+sich eine Seite aus dem entsprechenden Original-Buch.
+
+In der Zwischenzeit passiert folgendes im Rechner:
+Eine Sammlung von Daten und/oder Programmen wird im EUMEL-System ein "Daten-
+raum" ("dataspace") genannt. Erhält ein Datenraum einen Namen, so wird
+dieser Datenraum eine Datei ("file") genannt. Angenommen, es existiert im
+System eine Datei mit dem Namen 'Mist', die ein Angestellter mit dem Namen
+'Krümel Monster' erstellt hat. Ein anderer Benutzer mit dem Namen 'Grobi'
+will mit dieser Datei arbeiten. Grobi kopiert sich also diese Datei und gibt
+ihr den Namen 'Grobis Mist'. Durch diese Kopier-Operation wird ein neuer
+Datenraum angelegt, der aber anfänglich nur Verweise auf den Datenraum ent-
+hält, der sich unter dem Namen 'Mist' verbirgt. Der Datenraum bzw. die
+Seiten, die in Datei 'Mist' enthalten sind, werden also "geshared", d.h. von
+mehreren Benutzern gemeinsam verwendet (in unserem Beispiel von Grobi und
+Krümel Monster). Es erfolgt also eine logische Kopie, aber keine physika-
+lische!
+
+Will der Angestellte Grobi nun eine Seite der Datei 'Grobis Mist' verwenden,
+so erhält er natürlich die entsprechende Seite aus der Datei 'Mist'. Ver-
+ändert der Angestellte Grobi nun eine Seite, so wird diese veränderte Seite
+in dem Datenraum vermerkt, der unter dem Namen 'Grobis Mist' ansprechbar ist.
+Davon merkt der Benutzer 'Krümel Monster' natürlich nichts, denn er arbeitet
+mit den Seiten seines Datenraums weiter, die unverändert geblieben sind. Aber
+auch Grobi merkt nichts davon, daß Seiten soweit wie möglich gemeinsam be-
+nutzt werden.
+
+Merke: Durch das Konzept der Datenräume und Dateien (die nichts anderes sind
+ als benannte Datenräume), ist es möglich, auch Daten von verschiedenen
+ Programmen her gemeinsam zu benutzen und somit eine redundante
+ Speicherung überflüssig zu machen. Programme sind ebenfalls in Daten-
+ räumen gespeichert, so daß einer gemeinsamen Benutzung von z.B.
+ Systemprogrammen durch mehrere Nutzer nichts im Wege steht.
+
+
+
+Fixpunkte
+
+In gewissen Zeitabständen wird der gesamte Systemzustand eines EUMEL-Systems
+gespeichert ("Fixpunkt"). Bei eventuell auftretenden Störungen kann dadurch
+immer bei dem letzten Fixpunkt mit der Verarbeitung fortgefahren werden.
+
+Zurück zu unseren Angestellten, die typischerweise dieses komische System
+weiter benutzen: Es passiert zum ersten Mal ein entsetzliches Unglück:
+während im Sommer mehrere Fenster geöffnet wurden, betritt der "reitende"
+Bürobote das Zimmer und alle Seiten werden von den Tischen und aus allen
+offenen Ordnern herabgeweht. Da unsere Angestellten - wie man sich leicht
+vorstellen kann - etwas vergeßlich sind, können sie nicht mehr rekon-
+struieren, welche Seiten auf den Tischen und welche sich in den Büchern bzw.
+Ordnern befanden. Die Arbeit von mehreren Monaten ist somit verloren!
+
+Deshalb werden Sicherheitsmaßnahmen getroffen:
+In regelmäßigen Zeitabständen müssen alle Angestellten ihre Arbeit unter-
+brechen. Dann wird von einem - extra dazu abgestellten - Angestellten Listen
+angelegt, in denen die Seiten auf dem Tisch, den Ordnern und den Büchern
+vermerkt wird. Im Falle eines erneuten Unglücks braucht man also nur die
+letzte dieser Listen zu konsultieren, um eine gesicherte Arbeitssituation
+herzustellen. Allerdings ist in einem solchen Fall diejenige Arbeit verloren,
+die in der Zwischenzeit seit der Erstellung der letzten Liste geleistet
+wurde. Aber das wird ja gerne in Kauf genommen, weil überhaupt weitergemacht
+werden kann und nicht die gesamte Arbeit verloren ist.
+
+Merke: In gewissen (einstellbaren, typisch: 15 Minuten) Zeitabständen wird
+ vom EUMEL-System der gesamte Zustand des Systems gesichert. Diese
+ Sicherung wird "Fixpunkt" genannt. Dazu ist es notwendig, daß die
+ Verarbeitung der Programme kurz (z.Z. 0.2 Sek.) unterbrochen wird,
+ was sich jedoch meist nicht besonders störend auswirkt. Damit ist es
+ aber sichergestellt, daß bei einem Stromausfall, Hardware- oder Soft-
+ warestörungen immer zu einem Zeitpunkt in der Verarbeitung "aufge-
+ setzt" werden kann, bei dem nur diejenigen Daten verloren sind, die
+ seit dem letzten "Fixpunkt" aufliefen.
+
+
+
+Archiv
+
+Ein weiteres Sicherungsmittel im EUMEL-System ist das Archiv, mit welchem
+man Dateien (also Daten und/oder Programme) extern zum EUMEL-System
+speichern kann.
+
+Verlassen wir nun lieber unsere Angestellten. Dieses Modell würden wir sonst
+übermäßig strapazieren. Wenden wir uns vielmehr einem weiteren Sicherungs-
+mittel des EUMEL-Systems zu, dem EUMEL-Archiv. Mit Hilfe des EUMEL-Archivs
+ist es möglich, Dateien auf Floppies zu schreiben und somit außerhalb des
+EUMEL-Systems aufzubewahren. Es ist nun möglich, mehrere Dateien auf einer
+Floppy zu speichern. Bloß wie funktioniert das?
+
+Ein gutes Modell des EUMEL-Archivs stellt ein Tonband oder eine Musikkassette
+dar. Auf diesen werden die Musikstücke (unsere Dateien) nacheinander (Fach-
+ausdruck: "sequentiell") aufgezeichnet, d.h. neue Musikstücke (Dateien)
+können immer nur angefügt werden. Ist das Tonband oder die Kassette voll
+beschrieben, so schaltet das Gerät meist automatisch ab. Im EUMEL-System
+gibt's in solchen Fällen eine Fehlermeldung.
+
+Unterschiedlich zu einem Tonband ist jedoch, daß im EUMEL-System die Namen
+der Dateien mit abgespeichert werden und diese Dateien - durch die Angabe
+des Dateinamens - gezielt vom Archiv gelesen werden können. Bei einem Ton-
+band oder einer Kassette muß man sich erst alle Musikstücke anhören, bis
+das Musikstück erreicht ist, welches benötigt wird. Dieses "sequentielle"
+Überlesen nicht benötigter Dateien erledigt das EUMEL-System "automatisch".
+
+Im EUMEL-System gibt es nun nicht nur die Möglichkeit, eine Datei auf ein
+Archiv zu schreiben oder von einem Archiv zu lesen, sondern auch mehrere Da-
+teien mit einem Kommando zu lesen oder zu schreiben. Zusätzlich ist es mög-
+lich, ein Archiv zu löschen (und dann ggf. neu zu beschreiben), wenn die
+"archivierten" Dateien nicht mehr benötigt werden.
+
+Nun passiert es oft, daß eine bereits archivierte Datei verändert wird und
+nochmals auf das Archiv geschrieben werden soll. Aber durch eine Veränderung
+der Datei hat diese gerade ihren Platzbedarf verändert. Somit könnte die
+Datei - sofern sie sich vergrössert hat - eine nachfolgende Datei auf dem
+Archiv u.U. teilweise überschreiben. Deshalb wurde im EUMEL-Archiv folgende
+Vereinbarung getroffen: Wird eine Datei nochmals auf ein Archiv geschrieben,
+so wird die Datei, die sich bereits auf dem Archiv befindet, als "ungültig"
+gekennzeichnet und die neue Version an das Ende angefügt. Nur wenn die alte
+Datei die letzte auf dem Archiv ist, wird sie von der neuen Version über-
+schrieben.
+
+Merke: Durch dieses Verfahren kann es zu einer kuriosen Situation kommen:
+ zwei Dateien werden abwechselnd auf ein Archiv in mehreren Versionen
+ geschrieben. Obwohl beide Dateien zusammengenommen bei weitem nicht
+ das Archiv auffüllen würden, kommt es zum Überlauf. In einem solchen
+ Fall muß man das Archiv löschen (wobei vorher die Dateien ggf. in das
+ System geholt werden müssen) und beide Dateien erneut auf das Archiv
+ schreiben.
+
+
+
+4. Kleines #ib#EUMEL-Wörterbuch
+
+In diesem Wörterbuch werden einige der Begriffe, die häufig in diesem Be-
+nutzer-Handbuch verwendet werden, erläutert. Bezüge auf weitere Begriffe,
+die in diesem Wörterbuch stehen, werden mit den Zeichen ">" und "<" ge-
+klammert.
+
+Anweisung: Direktive an die Textkosmetik, welche direkt in einen Text
+ geschrieben wird. Eine Anweisung muß in "\#" eingefaßt
+ werden. Beachte den Unterschied zu einem Kommando.
+
+Archiv: Ein Programmsystem, um Dateien des EUMEL-Systems auf
+ Floppys außerhalb des Systems zu speichern oder von dort
+ wieder in das EUMEL-System zu holen. Als Archiv wird auch
+ noch ein Speichermedium bezeichnet (in der Regel eine
+ Diskette).
+
+Benutzer-Task: Im Gegensatz zu einer >System-Task< ist eine Benutzer-Task
+ eine Task, die von einem Benutzer erzeugt worder ist. Sie
+ ist entweder an ein Terminal gekoppelt oder kann unab-
+ hängig von einem Terminal im Hintergrund bearbeitet werden.
+
+BOUND: Attribut von Variablen, das bei einer Deklaration vor die
+ Typangabe gesetzt wird. Dient zur Aufprägung eines Daten-
+ typs auf einen Datenraum.
+
+DATASPACE: Eine Datei ohne Namen.
+
+Datenraum: Siehe >DATASPACE<.
+
+Editor: Programm zur Eingabe und Veränderung von Texten, Daten und
+ Programmen.
+
+ELAN: Programmiersprache des EUMEL-Systems ("ELementary
+ LANguage").
+
+ELAN-Compiler: Ein Programm, welches ein korrektes ELAN-Programm in ein
+ äquivalentes, ablauffähiges Programm (im >EUMEL0-Code<)
+ übersetzt.
+
+EUMEL0-Code: Maschinensprache des EUMEL-Systems.
+
+EUMEL-Drucker: Programm zur Ansteuerung von (unterschiedlichen) Druckern.
+ Der EUMEL-Drucker wird durch Kommandos gesteuert und er-
+ laubt es, unterschiedliche Drucker mit verschiedenartigen
+ Leistungen immer gleich anzusprechen.
+
+EUMEL-Standard: Objekte (also Datentypen, Prozeduren und/oder Operatoren),
+ die durch Pakete realisiert werden und standardmässig in
+ jedem EUMEL-System verfügbar sind.
+
+Fixpunkt: Speicherung des aktuellen Systemzustandes in regelmäßigen
+ Abständen. Bei Hardware- oder Softwarestörungen kann immer
+ bei der letzten Fixpunkt-Sicherung aufgesetzt werden.
+
+Hintergrund-Task: Eine >Task<, die nicht an ein Terminal angekoppelt ist
+ (d.h. einem Benutzer nicht direkt zugänglich), aber trotz-
+ dem vom System bearbeitet wird oder im Wartezustand ist
+ (warten auf einen Auftrag oder eine Ein/Ausgabe-Operation).
+
+Kommando: Ein ELAN-Programm, welches in der Regel aus einem
+ Prozeduraufruf besteht. Ein Kommando kann vom >Monitor<
+ oder Editor gegeben werden. Kommandos können ebenfalls in
+ Programmen verwandt werden.
+
+Lokale Dateien: Dateien einer Benutzer-Task.
+
+Manager: Eine >Task<, die auf Aufträge wartet. Beispiele sind die
+ Spool-Task bzw. Datei-Manager. Letzterer wird für die
+ Haltung längerfristig benötigter Dateien gebraucht.
+
+Monitor: Der Monitor steuert die Kommunikation zwischen einem
+ Benutzer am Terminal und dem EUMEL-Betriebssystem, nachdem
+ der Benutzer sich mit Hilfe des >Supervisors< eine Task
+ erschaffen hat. Die Monitor-Kommandos beziehen sich immer
+ auf die angekoppelte Benutzer-Task.
+
+paging: Benötigte Informationen werden in Einheiten ("pages") in
+ den Zentralspeicher des Rechners geladen. Somit ist es
+ möglich, bei weitem größere Informationsmengen zu ver-
+ arbeiten, als auf einmal in den Speicher des Rechners
+ passen.
+
+OPERATOR: >Task<, mit der das EUMEL-System u.a. gestartet, "abge-
+ schaltet" und gesichert werden kann.
+
+Scanner: Programm, um aus einem Text lexikalische Elemente ("Le-
+ xeme") herauszublenden. In dem im >EUMEL-Standard<
+ implementierten Scanner werden Lexeme nach der ELAN-Syntax
+ erkannt, redundante Leerzeichen (nicht in Texten) sowie
+ Kommentare überlesen.
+
+Sendungs-Vermittlung: Steuerung der Übermittlung von Informationen zwischen
+ verschiedenen >Tasks<.
+
+sharing: >Datenräume< und/oder >pages< können von mehreren Benutzern
+ gleichzeitig benutzt werden. Erst bei einer Schreibopera-
+ tion eines Benutzers wird nur für diesen Nutzer eine Kopie
+ der Daten angelegt. ("copy on write").
+
+Spooler: Systemprogramm des EUMEL-Systems, welches Druckaufträge
+ zwischenspeichert, so daß unmittelbar weiter gearbeitet
+ werden kann.
+
+Supervisor: Kern des EUMEL-Betriebssystems auf der ELAN-Ebene zum Ver-
+ walten von Tasks.
+
+Supervisor-Kommando: Kommando zur Steuerung (An-/Abkoppeln, Erzeugen,
+ Benutzung) einer >Benutzer-Task<.
+
+System-Task: Eine >Task<, die für Aufrechterhaltung, Betrieb und Steu-
+ erung des EUMEL-Systems benötigt und nicht von einem
+ Benutzer erzeugt wird, sondern "immer" im >Taskbaum<
+ vorhanden ist.
+
+Task: Eigenständiger Prozeß (Auftrag) im EUMEL-System.
+
+Taskbaum: Eine baumförmige Anordnung von >Tasks<, in die jede Task
+ des EUMEL-Systems eingefügt wird. Dabei hat jede Task
+ - mit Ausnahme des >Urvaters< - eine >Vater-Task<, und
+ kann weitere Tasks erzeugen ("Söhne").
+
+Textkosmetik: Programme des EUMEL-Systems, die die Gestaltung eines
+ Textes erlauben.
+
+Urvater: Wurzel des >Task-Baums< mit dem Namen 'UR'.
+
+Vater-Dateien: Dateien einer >Vater-Task<.
+
+Vater-Task: Eine >Task<, die einer Task in direkt aufsteigender Linie
+ im >Taskbaum< übergeordnet ist. Es wird dabei zwischen
+ einer "unmittelbaren" (die direkt übergeordnete Vater-Task)
+ und "mittelbaren" Vater-Tasks (Vater-Tasks, die über die
+ unmittelbare Vater-Task erreichbar sind) unterschieden.
+
+
+
+5. ELAN-Literatur
+
+Bittner, M., Jäckel, J., Jähnichen, S.:
+ ELAN - Beispielsammlung.
+ Institut für angewandte Informatik,
+ Fachbereich 20, TU Berlin,
+ Berlin, 1979
+
+Hahn, R.:
+ Höhere Programmiersprachen im Vergleich.
+ Akademische Verlagsgesellschaft,
+ Wiesbaden, 1981
+
+Hahn, R., Nienaber, B.:
+ Probleme lösen mit dem Computer.
+ Teil 1: Einführung in die algorithmische Problemlösung.
+ Teil 2: Werkzeuge und Methoden.
+ Neuer Verlag Bernhard Bruscha,
+ Tübingen, 1978
+
+Hahn, R., Stock, P.:
+ ELAN - Handbuch.
+ Akademische Verlagsgesellschaft,
+ Wiesbaden, 1979
+
+Hommel, G., Jäckel, J., Jähnichen, S., Kleine, K., Koch, W., Koster, K.:
+ ELAN - Sprachbeschreibung.
+ Akademische Verlagsgesellschaft,
+ Wiesbaden, 1979
+
+Hommel, G., Jähnichen, S., Koch, W.:
+ SLAN - Eine erweiterbare Sprache zur Unterstützung der strukturierten
+ und modularen Programmierung.
+ 4. GI Fachtagung Programmiersprachen in Erlangen,
+ Springer Verlag, 1976
+
+Hommel, G., Jähnichen, S., Koster, C.H.A.:
+ Methodisches Programmieren.
+ De Gruyter, Berlin, 1983
+
+Klingen, L., Liedtke, J:
+ Programmieren mit ELAN
+ Teubner, Stuttgart, 1983
+
+Liedtke, J.:
+ EUMEL - Ein ELAN-System für Mikroprozessoren.
+ GMD-Spiegel,
+ Bonn, 1979
+
+Voila, H.T.:
+ A new computer routine for the generation of publishable data from
+ nothing.
+ Computer Quickies 48, 117 (1984)
+
+